Muskelschwäche
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Lambert-Eaton-Myasthenisches-Syndrom.de
Lambert-Eaton Syndrom, Lambert – Eaton - Myasthenisches Syndrom, LEMS, LES,
Lambert-Eaton Myasthenic Syndrome, Eaton-Lambert-Syndrom(e),
Myasthenic Syndrome Lambert Eaton, ICD-10 G73.1 (C80+) und verwandte Störungen.
        

    

    

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Magnesium - Myastenia gravis:
Schwangerschaft und Geburt

Magnesium: Vorsicht nicht nur bei neuromuskulären Erkrankungen
Freya Matthiessen 12. April 2007

Es gibt eine lange Liste von Arzneimitteln, welche die Impulsübertragung vom Nerv zum Muskel erheblich verschlechtern können. Einige Arzneimittel sind in gewissen Situationen unvermeidlich, können aber meist unter erfahrener ärztlicher Überwachung beherrscht werden. Bei Mehrfacherkrankungen muss ggf. eine Abwägung erfolgen, welche Erkrankung vorrangig behandelt werden muss, bzw. in welchem Verhältnis die einzelnen Dosierungen dem Patienten insgesamt den größten Nutzen bringen.

Vorsicht auch bei angeblich „harmlosen“ Mitteln:

Wir dürfen uns nicht beeinflussen lassen durch „Empfehlungen“ wie „Ist doch gesund“ und „Tut mir doch auch gut“ - oder durch die Aussage, es handele sich - z.B. bei Magnesium - ja „nur“ um ein Nahrungsergänzungs-Mittel. Die Grundfrage sollte immer sein: 

„Gesund für wen?“

Bionade z.B. gilt in der Werbung und im Test als ein gesundes Getränk – ist aber mengenmäßig gewiss mit Vorsicht zu genießen bei neuromuskulären Erkrankungen wie Lambert-Eaton Myasthenisches Syndrom (LEMS) und Myasthenia Gravis (MG). Für das Getränk wird damit geworben, dass es einen hohen Anteil des Tagesbedarfs an Magnesium abdecke.

Sollte ein Magnesiummangelsyndrom festgestellt werden, so muss die Behebung durch einen Arzt erfolgen, eventuell nicht (nur) mit der Gabe von Magnesium, sondern durch Behandlung der möglicherweise ursächlichen Erkrankung, die zu dem Mangel geführt hat. Hochgradige Unterdosierung und hochgradige Überdosierung sind mit vergleichbar hohen Risiken verbunden.

Wenn eine ausgewogene Ernährung möglich ist, sollte der Tagesbedarf an Mineralien im Allgemeinen gedeckt sein. 

In der Fachliteratur ist folgender Zwischenfall beschrieben:

Eine Patientin, deren Vorgeschichte keine neuromuskuläre Erkrankung aufgewiesen hatte, erhielt bei Vorliegen einer Päeklampsie (Gestose), einer zuweilen in der Schwangerschaft auftretenden schweren Erkrankung, Magnesium in hoher Dosierung. Sie war in der Folge so lange querschnittsgelähmt, bis Magnesium abgesetzt wurde. Die Patientin erholte sich zwar, blieb aber schwach. Beim EMG stellte sich Myasthenia Gravis heraus. Entweder ist die MG erstmalig nach der Verabreichung von Magnesium aufgetreten, oder die MG ist erst im Zusammenhang mit Magnesium erkennbar geworden.

Der Rat der Autoren: Patienten, die mit Muskelschwäche auf Magnesium reagieren, sollten auf eine neuromuskuläre Störung der Impulsübertragung, wie z. B. LEMS oder MG, untersucht werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe weist auf Gefahren für die werdende Mutter und das ungeborene Kind hin, wenn Magnesiumsulfat hoch dosiert eingesetzt wird, wie etwa zur Wehenhemmung. Atem- und Herzstillstand auch bei der „Normalmutter“, Todesfälle bei den Feten, werden als mögliche Folgen genannt. (2)

Bei der Gabe von Magnesium müssen ganz besonders sorgfältig Risiko und (u. U. nicht einschätzbarer) Nutzen abgewogen werden, wenn folgende Grunderkrankungen bekannt oder wahrscheinlich sind:

  • Lambert-Eaton Myasthenisches Syndrom (3) - von den Autoren nicht erwähnt. Ich werde die Gesellschaft darauf hinweisen - und Myasthenia gravis (Beide Erkrankungen: Neuromuskuläre Störung der Impulsübertragung vom Nerv auf den Muskel),
       
  • Kongenitaler AV-Block (angeboren, z.B. Herzklappenfehler. AV: atrioventrikulär), Renale Erkrankungen (von der Niere ausgehende Erkrankungen), Z.n. Myokardinfarkt (Zustand nach einem Herzinfarkt).

Freya Matthiessen
PF 2229, 37012 Göttingen

Literatur:
Weitere Literaturhinweise können bei mir angefordert werden (bitte Rückporto beilegen!)

(1) Bashuk RG, Krendel DA: Myasthenia gravis presenting as weakness after magnesium administration. Muscle Nerve. 1990 Aug, 13(8):708-12.

(2) DGGG/AWMF Leitlinienregister Nr. 015/025. 06/2006 überarbeitet.

(3) Freya Matthiessen: Lambert-Eaton Myasthenisches Syndrom. Erstmals Berichte über Schwangerschaft und Geburt zweier Mütter mit LEMS. MR 1/2007.

Jens-Peter Weber (wiss. Referent der DGM): ergänzender Kommentar).

(4) Freya Matthiessen: LEMS: Wechselwirkungen von Medikamenten. MR 3/2006.
Der Artikel befasst sich u.a. mit den Arzneimittelkombinationen Immunsuppressiva, Statine (= Blutfettsenker) und Grapefruitsaft, nicht nur bei LEMS.

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