Für Kristi könnte hier auch Nicole, Kai, Friedhelm…., vielleicht auch Ihr Name stehen.
Kristi sitzt irritiert auf einer der unteren Stufe der Treppe.
Vor kurzem war es noch kein Problem gewesen, mehrere Stufen auf einmal nach
oben in die Wohnung im dritten Stock zu nehmen. Nach dem Ausruhen geht es
irgendwie erst einmal wieder – vielleicht bis zum nächsten Treppenabsatz.
Der Wintermantel scheint in letzter Zeit schwerer geworden zu sein, und die
Einkaufstüte mit den gewohnten Artikeln sowieso. Der einstmals kurze Fußweg zum
Markt um die Ecke scheint immer länger zu werden.
Mit hochgelegten, d.h. per Hand angehobenen Beinen, fühlt
Kristi sich vor dem Fernseher hockend im Laufe des Abends wieder „normal“.
Eines Tages scheint der „Fernsehempfang gestört“, zumindest problematisch
geworden. Manchmal verdoppelt sich das Bild. Um überhaupt sehen zu können,
muss Kristi den Kopf in den Nacken legen. Beim abendlichen Zähneputzen vor dem
Spiegel wird klar, woran das liegt: Die Augenlider verdecken einen Großteil der
Pupillen. Sieht richtig „unsolide“ aus, die Ursache ist vielleicht Mangel an Schlaf.
Oder?
Aber die zunehmende Schwäche in den Beinen und jetzt auch in den Armen! Die
Hausärztin wird etwas zur „Kräftigung“ verschreiben können. Denkt sich
Kristi jedenfalls.
Besuch bei der Hausärztin
Nach ausreichend erholsamer Wartezeit sitzt Kristi eines Tages der Hausärztin
gegenüber, mit frischer Gesichtsfarbe und mächtig „entspannten“ Gesichtszügen.
Die Stufen zur Arztpraxis stellten so früh am Morgen kein so großes Problem dar,
wie mit Sicherheit später am Tag. Kristi hat diese Tageszeit für den Arztbesuch
gewählt, weil die erste Mahlzeit hinauszuschieben war, nämlich für den Fall, dass
Blutuntersuchungen „nüchtern“ erfolgen müssten. Zudem wären Hin- und Rückweg –
und dann noch anschließend die Treppen hoch in die Wohnung, zu anstrengend
gewesen. Aber in diesem Moment, auf dem Stuhl sitzend, fühlt
Kristi sich wieder mal „fit“, und es erfordert Mut, von den unerklärlichen Schwächezuständen zu berichten.
Die körperliche Untersuchung, und später das kleine und das große Blutbild,
erklären in keiner Weise die geschilderten Beschwerden (Symptome).
„Glauben Sie mir, Sie sind körperlich gesund. Sie sagen, dass Sie sich ausgewogen
ernähren und sich regelmäßig an der frischen Luft bewegen. Vielleicht reicht das
nicht, versuchen Sie es doch mal mit Muskeltraining im Sportverein.
Kristi unternimmt mehrere Anläufe, um bei erneuten Besuchen in der
Hausarztpraxis überzeugender und systematischer von den Beschwerden zu
berichten. Damit endlich eine Ursache gefunden werden kann!
Die Ärztin ist sehr freundlich, schaut trotz Zeitdruck nicht auf die Uhr und lässt
Kristi „reden“, weil Sprechen für die Seele gut ist… Den Inhalt kennt sie ja. Immer
dasselbe.
Kristi bleibt irgendwann beim Sprechen „die Spucke weg“, im wörtlichen Sinne.
Schließlich klingt Kristis verzweifelter Appell klebrig und verwaschen. Die Ärztin
empfiehlt nun, die Probleme mit einem Psychotherapeuten zu besprechen.
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